Schüler der Claus-von Stauffenberg-Schule gedenken Opfer des Holocausts
von Hans Rubinich

Weiskirchen am 9. November in der kleinen Synagoge: Dicht gedrängt stehen die Menschen hier. Viele sind heute gekommen. „Mehr als jemals in den Jahren zuvor“, sagt Rudolf Ostermann, Vorsitzender des Vereins für multinationale Verständigung in Rodgau. Was jetzt in Israel passiert und hier in Deutschland, könnte ein Grund dafür sein, vermutet er.

Zusammen mit seinem Kollegen Roland Becker hat Rudolf Ostermann – wie in den Jahren zuvor – dazu eingeladen an die Ereignisse des 9. Novembers 1938 zu gedenken.

Schüler der Claus-von-Stauffenberg-Schule in Rodgau sind auch gekommen, zusammen mit ihrem Politiklehrer Hans Rubinich. Sie besuchen die 12. Klasse und haben über jüdische Menschen aus Weiskirchen recherchiert. Heute – bei der Gedenkfeier – stellen sie ihre Ergebnisse vor.

„Ich habe mich mit der Familie Lilienthal beschäftigt und mit ihrem Weg nach Auschwitz“, sagt Schülerin Sarah Luna Jonas. Der Familie sei nach Amsterdam geflohen. Nach einem Jahr habe sie die SS aufgespürt und deportiert. Sie sei zum ersten Mal hier in Weiskirchen in der Synagoge, meint die Schülerin. „Mich beeindruckt es vor allem, dass heute so viele Menschen hier sind.“

Bild 1: Die Schüler von links nach rechts: Sarah Luna, Lukas und Marcel

„Ich habe die Geschichte der Familie Meyer vorgestellt“, erklärt Schüler Marcel Marxhors. „Sie führten hier in Rodgau einen Gasthof. Von der Familie haben zwei Töchter überlebt. Sie konnten fliehen. Eine Tochter lebt noch. Sie besucht bis heute Weiskirchen.“ An den Wänden der Synagoge hängen Ausweise von jüdischen Menschen, Dokumente und Bilder von damals. „Ich finde das Thema sehr wichtig“, sagt Schüler Marcel. „Ich bin froh, dass ich heute hier war.“

Schüler Lukas Koitek aus Nieder-Roden berichtet von dem Durchgangslager Westerbork. Über 100.000 Menschen seien dort hingebracht worden. „Es war ein Logistikzentrum, um dann die Menschen in die Vernichtungslager zu verteilen. Und weiter meint er: „Ich finde es einfach wichtig, gerade jetzt, dass man an die Anfänge des Antisemitismus denkt und es nicht vergessen wird.“

Bild 2: von links nach rechts: Rudolf Ostermann, die Schüler Sarah luna, Marcel, Lukas und Roland Becker

Es sei etwas aus den Fugen geraten in diesem Land, meint auch Josef Schuster, Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland. Er hat heute in Berlin eine Rede gehalten. Aber, so Schuster, „es ist noch die Gelegenheit, dies zu reparieren.“ Dazu tragen Gedenkfeiern, wie die heute in Weiskirchen mit den Schülern der Claus-von Stauffenberg-Schule, bestimmt auch bei.

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